Windows 98, ja oder nein ? Þ JEIN !!!

Allgemein
Update auf bestehenden Systemen
Installation auf neuen Maschinen
Stabilität
Performance
Anforderungen
Internet Explorer
Power Management
Treiber (WDM, was verbirgt sich dahinter?)
Neuerungen gegenüber Windows 95:
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Multimedia-Schnittstellen
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Multiple Display Support
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Scripting Host
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Dateisystem (FAT32)
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Profile
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Tools

 

Allgemein

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern (und auch Bill Gates sagt es jedem der es hören will), Windows98 wird der letzte Release der DOS/Windows Geschichte sein. Alle nachfolgenden MS-Betriebssysteme werden auf dem NT-Kernel oder CE aufbauen.

 

Update auf bestehenden Systemen

Gleich vorweg: Ein Update eines bestehenden Rechners dürfte sich nur in den wenigsten Fällen lohnen. Warum?
Neuerungen, die Anwender bei der täglichen Arbeit am Arbeisplatz-Rechner entscheidende Vorteile verschaffen, sind im neuen Windows Release nicht enthalten. Es ist auch kein bisschen schneller geworden.
Muss ein Rechner, der im laufe der letzten 12 Monate gekauft wurde, aus irgend einem Grunde neu eingerichtet werden, kann sich ein Update (Neuinstallation) lohnen. Allein durch die aktuellen Treiber von Win98 spart man dabei erheblich Zeit.
Etwas anders sieht das ganze bei Portablen aus, hier kann sich ein Update eines neueren Rechners durchaus lohnen, da gibt es durch Win98 echte Vorteile. So z.B. die nun sehr differenziert einstellbaren Hardware-Profile oder das ebenfalls stark ausgebaute Power-Management, um nur die 2 wichtigsten zu nennen.
Ebenfalls interessant oder sogar ein Muss dürfte Win98 für einige Multimedia-Anwendungen sein, da diverse neue Technologien bisher nur hier verfügbar sind.

 

Installation auf neuen Maschinen

Auf neuen PC’s dürfte schon bald nur noch die Auswahl zwischen Windows98 und WndowsNT bestehen. Schon deshalb wird Win98 schnell ein Thema werden, auch an der ETH, ob wir das wollen oder nicht.
Für neue Arbeitsplatz-Rechner sollte auf NT gesetzt werden, da heutzutage alle neuen Systeme die Minimal-Anforderungen für NT mehr als erfüllen.
Für neue Portables kann das neue jedoch interessant sein. Warum? Bei solchen Systemen erhält der Anwender durch Windows98 erhebliche Vorteile, siehe oben. Das gleiche gilt für bestimmte Multimedia-Anwendungen, siehe oben.

 

Stabilität

Etwas vom wichtigsten, aber in einer simulierten Umgebung nur schwer zu testen. Hier muss die Erfahrung herhalten und die sieht nicht allzu gut aus. Das System ist seit dem ursprünglichen Windows95 viel komplexer geworden und dies bedeutet im Normalfall auch grössere Fehleranfälligkeit.
Dies kann aber keineswegs pauschalisiert werden, da natürlich das neue auch gleichzeitig ein grosses Bugfix darstellt (über 500 sollen laut Microsoft gefunden worden sein). Weil aber eben einiges neue dazu gekommen ist, dürfte Windows98 eher weniger stabil laufen, als ein sauber konfiguriertes W95 das mit den bekannten Patches und Bugfixes ausgerüstet worden ist.
Viele der wichtigen Neuerungen sind schon als Updates für W95 erhältlich und sorgen dort meistens für mehr Abstürze (zu oberst ist hier der Internet Explorer und seine Trabanten zu nennen, aber auch DirectX etc.).
Wenn ein System mit Windows98 sauber konfiguriert ist, läuft es mit Standard-Anwendungen zuverlässig, davon bin ich überzeugt. Probleme treten oftmals dann auf, wenn Anwender Aenderungen an der Konfiguration vornehmen. Dies wird im Zeitalter von Plug and Play als kinderleicht beschrieben, obwohl die Systeme immer komplexer werden. Wunsch und Wirklichkeit driften in dieser Beziehung anscheinend immer mehr auseinander.

 

Performance

Leistungssteigerungen darf man von Windows98 keine erwarten. Aber immerhin ist es auch nicht nennenswert langsamer geworden. Erstaunlicherweise laufen auf dem neuen, laut einem Test der Fachzeitschrift Computer Technik (c’t), alle grossen Microsoft Anwendungen um ein paar Prozente langsamer, gegenüber Win95. Andere dagegen eher schneller. Siehe nebenstehende Tabelle.

 

Anforderungen

Die Anforderungen sind gegenüber Windows95 gewaltig gestiegen. Verschlang eine durchschnittliche W95-Installation noch ~60MB auf der Disk so sind es jetzt ~200MB! Wobei sich dieser Wert zwischen ~100MB (minimal) und ~300MB für eine vollständige Installation bewegt. Weiter werden mit der neuen Version 386-CPU’s nicht mehr unterstützt. Als Mindestmenge an Speicher wird 16MB angegeben, doch wenn man ab und zu doch eine Anwendung starten möchte, sind 32MB das Minimum. Auf meinem Testrechner waren nach dem Aufstarten des Systems gerade noch ~7MB frei! Die vielen Assistenten und vor allem die IE-DLL’s lassen grüssen.

 

Internet Explorer

Leider hat Microsoft ernst gemacht und den Internet-Explorer vollständig ins System integriert, vor allem in Form von riesigen DLL’s (Bibliotheken). Trotzdem lassen sich diese zum Teil total verspielten Dinge abschalten (wenigsten oberflächlich). Auch der IE lässt sich ohne Probleme durch Netscape ersetzen. Dies hat dann allerdings zur Folge, dass faktisch 2 Web-Browser im Memory liegen!
Der Weg den Microsoft hier beschreitet mit der Zusammenfassung von allen dateiorientierten Diensten im Explorer ist sicher interessant, aber noch lange nicht ausgereift. Wahrscheinlich soll damit ebenfalls der Boden für die Active Directory Services von NT5 geebnet werden.

 

Power Management

Das Windows98 Energie Managment führt 2 nützliche Dinge ein: Suspend to Disk und Suspend to RAM. Beim Suspend to Disk wird das RAM und die Register der Peripherie in einen bestimmten Bereich der Festplatte kopiert. Beim Neustart erkennt das BIOS diese Daten und restauriert daraus den Ausgangszustand. Dadurch vekürzt sich der Bootvorgang erheblich. Besitzer von Marken Notebooks (z.B. IBM Thinkpad) kennen dieses Feature schon seit längerem.
Eine noch schneller Art den Computer wieder zu Leben zu erwecken, bietet der Suspend to RAM Modus. Dabei werden die Register der CPU und der Peripherie in einen RAM-Bereich gesichert und dort gepuffert.
Diese Verfahren bedingen aber aktuelle Hardware (ATX Netzteil und Board und ein BIOS das diese Dinge unterstützt).

 

Treiber (WDM, was verbirgt sich dahinter?)

Wie bei Microsoft üblich, ist das neue in vielen Dingen rückwärtskompatibel, so auch bei den Treibern. D.h. Win95-Treiber (sofern sie sauber geschrieben sind) können unter Windows98 weiter verwendet werden. Daneben wird aber eine zusätzliche Möglichkeit eingefürt, Treiber zu schreiben. WDM (Win32 Driver Modell) nennt sich die für mich wichtigste Neuerung von Windows 98. Warum soll das so wichtig sein? Hinter diesem Kürzel verbirgt sich nichts anderes als eine gemeinsame Treiber-Schnittstelle für Win98 und WinNT5 ff. Damit begünstigt Microsoft vor allem die Treiberentwicklung weg vom reinen Win9x hin zu WinNT. Dies ist wohl das wichtigste Zeichen dafür das MS in Zukunft auf WinNT setzt. Auch die DEC-Alpha Version von NT dürfte hiervon profitieren: Beim neuen Treiber-Modell soll ein simples Neukompilieren genügen.

 

Neuerungen gegenüber Windows 95

Multimedia-Schnittstellen
In diesem Bereich gleicht Windows seit jeher einer ständigen Baustelle. Mit dem neuen Release wurde dem aktuellen Stand der Dinge die Unterstützung auf Kernel-Ebene nachgereicht. Alles zusammen figuriert nun unter dem Namen DirectX. Die wichtigste Neuerung ist die Streaming-Technologie für MM-Daten. Dabei wird versucht, die enormen Datenmengen (z.B. MPEG2-Videos [DVD] benötigen Datenraten bis zu 20MB/s) nur noch im Kernel-Modus oder noch effizienter, direkt in der Hardware zu verarbeiten. Dabei werden die Daten durch eine Art Filter-Kette auf Kernel/Hardware-Stufe geschleust, nur die Steuerung der Filter geschieht im Usermodus. Diese Technologie wird über das WDM auch in NT5 Einzug halten.

Multiple Display Support
Eine der wirklich brauchbaren neuen Dinge ist die universelle Unterstützung von bis zu vier parallelen Grafik-Karten. Was bisher spezielle (proprietäre) Hardware/Treiber Gespanne einzelner Hersteller bedingte, soll nun mit Standard-Grafik-Adaptern funktioniern.
Die Anzahl der unterstützten Karten ist zur Zeit jedoch laut den offiziellen Angaben noch ziemlich gering.
Bei meinem Tests auf einem älteren COMPAQ Pro Linea (Pentium100) habe ich die Nagelprobe gewagt, obwohl die verwendeten Graphik-Karten nicht in der MS-Liste der Kompatiblen erscheint. Zu meiner Ueberraschung lief das ganze innert Minuten einwandfrei.

Scripting Host
Ebenfalls als Neuerung wird der Windows Scripting Host (WSH) verkauft, obwohl die Komponente schon seit bald einem Jahr frei von der MS Website erhältlich ist (und auch auf W95 und NT4 läuft). Lange hat es gedauert bis MS seinen Betriebssystemen eine vernünftige Scriptsprache verpasst hat. Die Scripte werden entweder in VBScript (eine Untermenge von Visual Basic) oder JScript (Microsofts JavaScript-Dialekt) geschrieben. Da die Software modular aufgebaut ist, lässt sie sich jedoch um zusätzliche Sprachmodule erweitern, so etwa Perl oder Python. Eine vollständige Pragrammiersprache ist der WSH natürlich nicht, aber über den Umweg der OLE-Automation ist er in der Lage praktisch jede moderne Windows-Applikation fernzusteuern.

Dateisystem (FAT32)
Das neue Dateisystem ist vom Ansatz her eine typische Microsoft-Lösung. Es löst die gröbsten Probleme des Vorgängers und schaft eine Reihe neuer. FAT32 verringert die Clustergrösse (kleinste logische Einheit auf der Disk) auf erträgliche 4KB und sprengt die Grenze von max. 2GB grossen Partitionen. Leider sind Partitionen die damit formatiert sind unter keinem anderen Betriebssystemen ansprechbar (mal abgesehen von ersten Shareware-Lösungen für NT4 und Linux die wenigstens lesenden Zugriff ermöglichen). Somit sollte wirklich ganz genau überlegt werden, bevor dieses Ding verwendet wird. Immerhin können die neuesten Versionen der Norton Utilities, von Partition Magic und die aktuelle Antiviren-Software bereits damit umgehen.

Profile
Die Erstellung von Hardwareprofile ist gegenüber dem Vorgänger bedeutend handlicher geworden. Die Zuordnung zu den einzelnen Profilen ist viel übersichtlicher und kann sehr differenziert vorgenommen werden.
Neu sind Energieprofile dazu gekommen. Diese sind natürlich vor allem für die Tragbaren gedacht, können aber auch bei einem Home-Computer nützlich sein.

Tools
Die allermeisten der neuen Tools (zumindest diejenigen, die für den Anwender interessant sind), sind bereits in den diversen Updates für Windows 95 enthalten. Vor allem in Internet Explorer 4.0 Suite. Wenn diese wirklich gebraucht werden, sollten sie selektiv installiert werden (z. B. Outlook Express, Netmeeting oder Frontpage Express).

Unter Startmenü/Programme/Systemprogramme findet man eine Reihe von Utilities. So z.B. Scandisk, Systemmonitor, Defragmentierung etc. Diese Helfer wurden zwar optisch aufpoliert, aber sinnvolle Funktionen sind nur ganz wenige dazu gekommen. Die nützlichste dürfte wahrscheinlich das Darstellen der Dialup-Verbindung im Systemmonitor sein. Damit lässt sich eine Verbindung übersichtlich online und live protokollieren. Ebenfalls neu ist einmal mehr das Backup-Programm. Damit hat es Microsoft geschafft, so ungefähr mit jeder neuen Version von Windows ein anderes zum Vorgänger nicht kompatibles Backup-System hervor zu bringen. Eine weitere Bestätigung dafür, sich in diesem Punkt sicher nicht auf MS-Produkte zu verlassen!

 

Fazit: Windows 98, wenn überhaupt, dann auf Notebooks, Multimedia-Arbeitsplätzen und "Spezialfällen".

Deshalb sollte man bei neuen Arbeitsplatz-Rechnern an der ETH wenn immer möglich WindowsNT vorinstallieren lassen.

13.07.98 Nick Heim
ETH ID Anwenderunterstützung