Hier ein kleiner Auszug aus der allumfassenden Weisheit Wikipedias zum Thema Geschichte Bordeauxs seit dem 20. Jahrhundert


1870/71 sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg zog sich die französische Regierung vor den heranrückenden deutschen Truppen aus Paris nach Bordeaux zurück. Zwischen dem 1. Juli 1940 und dem 27. August 1944 war Bordeaux von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt, die hier einen wichtigen U-Boothafen errichteten. Trotz dieser Tatsache und der exponierten Lage nahe der Atlantikküste, die von den Deutschen zum „Atlantikwall“ ausgebaut und in ihrer ganzen Länge mit Bunkern befestigt wurde, blieb Bordeaux nahezu unbeschädigt.

Während dieser Zeit war die Stadt, so wie der ganze französische Südwesten, eine Hochburg der Résistance. Am 21. Oktober 1941 wurde der Kriegsverwaltungsrat Hans Gottfried Reimers durch einen Widerstandskämpfer, Pierre Rebière, ermordet. Am Tag zuvor wurde in Nantes auf den Feldkommandanten Karl Hotz ein Attentat verübt. Deshalb wurden in Nantes am 22. Oktober 1941 48 Geiseln und in Bordeaux am 24. Oktober 1941 50 Gefangene von der deutschen Besatzungsmacht erschossen.

Die Resistance versuchte Maurice Papon, der mit den Nationalsozialisten kollaborierende Sekretär des Präfekten der Gironde, Sabatier, mit grausamen Mitteln zu unterdrücken. Für seine Willkürherrschaft und seine Mitverantwortung am Holocaust – er war für die Deportation der Bordelaiser Juden verantwortlich – wurde ihm erst 1997 als einem der letzten Vertreter der Kollaboration der Prozess in Bordeaux gemacht. Jacques Chaban-Delmas, eine der wichtigsten Figuren des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung, wurde nach dem Krieg zum Bürgermeister gewählt und behielt das Amt fast fünfzig Jahre lang.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte Bordeaux einen tief greifenden Strukturwandel durch. Der Seehafen, bis dahin direkt in der Stadt gelegen, wurde aufgegeben und durch ein Terminal nahe Le Verdon an der Girondemündung ersetzt, das die nötige Wassertiefe und Kapazität besitzt, Containerschiffe abzufertigen. Die Öltanker bedienen eine neu errichtete Großraffinerie in Pauillac, etwa 50 km entfernt. Nach den Mai-Unruhen 1968 wurde die Universität Bordeaux in einen neuen Campus im Vorort Talence ausgelagert, um die Studenten auf räumlicher Distanz zu halten. Im Norden entstanden auf bisher brach liegendem Gelände ein Messegelände, Hotels und Einkaufszentren. Eine Verwaltungsstadt wurde in der Nähe des Stadtzentrums errichtet, für die ein ganzes Viertel dem Erdboden gleich gemacht wurde. Zudem wurde ein Autobahnring gebaut, um der zunehmenden Verkehrsprobleme Herr zu werden. In den 1970er Jahren siedelten sich unter anderem Ford, IBM, Siemens und Aérospatiale in neu ausgewiesenen Gebieten am Stadtrand und in den Nachbargemeinden an.

Nicht jede dieser brachialen Maßnahmen wurde dem Aufwand gerecht, aber der Niedergang der Wirtschaft konnte gestoppt werden. Möglich wurde dies auch durch den Zusammenschluss von Bordeaux und seinen Nachbargemeinden zur Communauté Urbaine de Bordeaux (CUB), einem kommunalen Verbund, der interkommunale Aufgaben wie Strukturpolitik, Nahverkehr, Ver- und Entsorgung regelt.

Während der neunziger Jahre wurde sich Bordeaux seines historischen Erbes vollends bewusst. Die Altstadt, die fast vollständig das historische Erscheinungsbild behalten hat, wurde zunehmend verkehrsberuhigt und die Wohnlagen aufgewertet. Historische Gebäude wurden saniert, die Front zur Garonne restauriert und Neubauten wie die Cité Mondiale du Vin behutsam ins Stadtbild eingefügt. 1994 wurde ein groß angelegtes Projekt zur Stadtsanierung vorgestellt, das zum Hauptziel hat, die Stadt wieder mit der Garonne zu vereinigen: Alte Lagerhallen wurden abgerissen, Radwege und Promenaden gebaut und die Industriebrachen der rechten Garonneseite mit neuer, hochwertiger Bebauung versehen. Im Jahr 2004 wurde die Straßenbahn, die seit den 1960er Jahre durch Busse ersetzt worden war, wieder mit drei neuen Linien eingeweiht. Die Bemühungen um die Bewahrung und schonende Modernisierung des alten Kerns wurden 2007 mit der Aufnahme großer Teile der Altstadt (1810 Hektar) in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes belohnt.




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